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Product Analytics vs.

Product Analytics vs. Marketing Analytics – Warum du sie trennen musst

05 Feb 2025

Sonst triffst du selbstbewusste – und falsche – Entscheidungen

Die meisten Startups glauben, sie seien datengetrieben.

Sie haben:

  • GA4-Dashboards
  • Funnels
  • Conversion-Reports
  • Attribution-Modelle

Und trotzdem fühlen sich Produktentscheidungen unsicher an. Experimente bringen keine klaren Ergebnisse. Teams streiten darüber, „was die Daten sagen".

Das ist fast nie ein Tool-Problem.

Es ist ein Kategorienfehler.

Du vermischst Product Analytics und Marketing Analytics – obwohl sie grundlegend unterschiedliche Fragen beantworten.


Das Kernproblem: Ein Datensatz, zwei inkompatible Welten

Auf den ersten Blick sehen Product Analytics und Marketing Analytics ähnlich aus.

Beide arbeiten mit:

  • Events
  • Usern
  • Funnels
  • Dashboards

Aber sie basieren auf völlig unterschiedlichen Denkmodellen.

Wenn du sie vermischst, bekommst du kein vollständigeres Bild. Du bekommst statistisches Rauschen mit Autoritätsanspruch.


Marketing Analytics: „Wie sind Nutzer zu uns gekommen?"

Marketing Analytics existiert, um Fragen zu beantworten wie:

  • Über welchen Kanal kam der User?
  • Welche Kampagne hat konvertiert?
  • Wie hoch ist der CAC?
  • Welche Landingpage performt besser?

Natürlicher Fokus:

  • Sessions
  • Channels
  • Attribution
  • kurze Zeitfenster

Ziel:

Akquise-Effizienz optimieren.

GA4 ist dafür sehr gut geeignet.


Product Analytics: „Was machen Nutzer wirklich?"

Product Analytics beantwortet andere Fragen:

  • Wie erleben Nutzer das Produkt?
  • Wo bleiben sie hängen?
  • Welches Verhalten führt zu Retention?
  • Welche Features erzeugen echten Wert?
  • Was sagt Churn oder Expansion voraus?

Natürlicher Fokus:

  • User über Zeit
  • Zustände und Übergänge
  • Verhaltenssequenzen
  • Cohorts

Ziel:

Wertschöpfung optimieren.

GA4 wurde dafür nicht gebaut.


Warum das Vermischen Entscheidungen zerstört

1) Attribution-Noise wird zu „Produkt-Insight"

Wenn Akquise-Daten in Produktanalysen hineinleaken:

  • dominieren Channels die Interpretation
  • bekommen Features Kredit, den sie nicht verdienen
  • werden Retention-Probleme auf „Traffic-Qualität" geschoben

Beispiel: Ein Feature wirkt schwach – aber nur, weil Paid Traffic sich anders verhält als Organic.

Das Feature ist nicht schlecht. Die Perspektive ist es.


2) Sessions verschleiern die Produktrealität

Marketing Analytics denkt in Sessions.

Produkte tun das nicht.

Nutzer:

  • kommen über Tage oder Wochen zurück
  • wechseln Geräte
  • bewegen sich nicht linear durch Funnels

Wenn du Produktverhalten session-basiert analysierst:

  • wirkt Onboarding kaputt, obwohl es nur mehrtägig ist
  • sieht Activation schlecht aus, obwohl sie verzögert ist
  • wirkt Retention zufällig

Du optimierst dann die falschen Dinge.


3) Event-Volumen tarnt sich als Engagement

Marketing-Dashboards belohnen:

  • mehr Events
  • mehr Interaktionen
  • mehr „Aktivität"

Produktsuccess ist oft das Gegenteil:

  • weniger Schritte
  • weniger Reibung
  • schnellere Ergebnisse

Wenn du Produktentscheidungen mit Marketing-Metriken triffst, passiert häufig:

  • mehr Features
  • höhere Komplexität
  • gefeierter Noise

Statt mehr Wert.


4) Privacy & Thresholding töten Produktsignale leise

Marketing-Plattformen:

  • aggregieren stärker
  • thresholden Daten
  • anonymisieren aggressiv

Für Kampagnen-Optimierung ist das okay.

Für:

  • frühe Churn-Signale
  • Edge-Cases
  • kleine, aber wichtige Cohorts

…ist es fatal.

Produkt-Insights verschwinden lautlos.


Das gefährlichste Symptom: Selbstbewusste Charts, schwache Entscheidungen

Das schlimmste Szenario ist nicht „keine Daten".

Es sind Daten, die seriös aussehen – aber die falschen Fragen beantworten.

Dann passiert Folgendes:

  • Teams argumentieren mit Screenshots
  • Metriken werden selektiv gewählt
  • Entscheidungen verzögern sich
  • Vertrauen in Analytics schwindet

Ab diesem Punkt wird „data-driven" zum Risiko.


Wie saubere Trennung in der Praxis aussieht

High-Performing Teams machen etwas sehr Einfaches – und sehr Diszipliniertes.

Marketing-Analytics-Stack

Zweck: Akquise & Conversion-Effizienz

Trackt:

  • Channels
  • Kampagnen
  • Landingpages
  • Conversion-Events

Typische Tools:

  • GA4
  • Ad-Plattformen
  • Attribution-Modelle

Zeithorizont:

  • Minuten bis Tage

Product-Analytics-Stack

Zweck: Verhalten & Wertschöpfung

Trackt:

  • User-Zustände
  • Feature-Usage
  • Journeys
  • Cohorts
  • Retention

Typisch:

  • event-basierte Product Analytics
  • Warehouse-basierte Analysen
  • Custom Dashboards

Zeithorizont:

  • Wochen bis Monate

Gemeinsame Basis (kritisch)

  • ein User-Identitätsmodell
  • eine Event-Taxonomie
  • ein Data Warehouse als Source of Truth

Trennung bedeutet keine Silos. Sie bedeutet Klarheit der Intention.


Der Founder-Test (extrem simpel)

Stell dir diese Fragen:

  1. Können wir erklären, warum Nutzer bleiben – nicht nur, dass sie bleiben?
  2. Können wir konkretes Verhalten mit langfristigem Wert verknüpfen?
  3. Können wir Produktänderungen analysieren, ohne Channel-Bias?
  4. Vertrauen wir unseren Daten auch bei kleinen Nutzerzahlen?

Wenn die Antwort „nicht wirklich" ist – vermischt ihr die Welten.


Warum das mit Wachstum immer wichtiger wird

Frühphasen-Teams können noch viel fühlen.

Skalierende Teams nicht mehr.

Mit wachsender Komplexität:

  • kompounden falsche Insights
  • werden Experimente teuer
  • ziehen Teams in unterschiedliche Richtungen

Die Trennung analytischer Domänen ist keine Bürokratie.

Sie ist Entscheidungshygiene.


Die H-Studio-Perspektive: Analytics mit klarer Verantwortung

Bei H-Studio gilt eine Regel:

Jede Metrik braucht einen Job.

Marketing Analytics misst Wachstumseffizienz. Product Analytics misst Wertschöpfung.

Wenn diese Jobs vermischt werden, stirbt Klarheit.

Wir bauen:

  • saubere Event-Modelle entlang Business-Logik
  • privacy-first Tracking (EU/GDPR-ready)
  • Product Analytics, die Founder wirklich nutzen
  • GA4-Setups, die in ihrer Rolle bleiben

So werden Entscheidungen einfacher – nicht komplizierter.


Fazit

Wenn Analytics alles sagen, sagen sie meistens nichts Relevantes.

Trenne Product Analytics von Marketing Analytics.

Klarheit ist ein Wettbewerbsvorteil.


Analytics-Architektur Audit

Wenn deine Produktentscheidungen trotz vorhandener Daten unsicher sind, vermischst du wahrscheinlich Marketing- und Product Analytics. Wir analysieren dein Event-Modell, Daten-Trennung und GDPR-Risiken—und designen eine Analytics-Architektur, die Klarheit statt Noise liefert.

Wir bauen Data Engineering & Analytics Pipelines, die Marketing- und Product Analytics sauber trennen, während eine gemeinsame Basis erhalten bleibt. Für Growth Analytics & BI Dashboards erstellen wir Dashboards, die Founder wirklich nutzen können. Für Privacy-First Tracking implementieren wir Server-Side Analytics, die GDPR-konform sind und gleichzeitig Insight-Qualität erhalten.

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