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Warum die meisten

Warum die meisten MVPs technisch scheitern – noch bevor Product–Market Fit erreicht ist

20 Jan 2025

In vielen Post-Mortems steht ganz oben: „Kein Market Need." Eine häufig zitierte Analyse von CB Insights nennt fehlende Marktnachfrage als häufigsten Grund – oft mit 42%.

Aber es gibt eine zweite, weniger offensichtliche Art zu scheitern – und sie passiert oft früher als Product–Market Fit: Das MVP wird technisch unbrauchbar als Produktfundament.

Nicht weil die Idee schlecht ist, sondern weil das MVP:

  • nicht skalieren kann,
  • sich nicht sauber integrieren lässt,
  • nicht sicher weiterentwickelt werden kann,
  • und nicht an ein wachsendes Team übergeben werden kann.

Dann kippt „später machen wir es richtig" in „wir müssen neu bauen."


Der MVP-Irrtum, der Teams ausbremst

Viele Teams behandeln das MVP wie einen Wegwerf-Prototyp.

In der Praxis ist ein MVP aber das erste System, das echten Nutzern, echten Daten und echtem Betriebsrisiko ausgesetzt wird. Genau deshalb gewinnt das Konzept der Minimum Viable Architecture (MVA) an Bedeutung: genug Architektur, um stabil zu liefern und trotzdem schnell zu lernen.

Das Ziel ist nicht „Enterprise-Perfektion" – sondern ein MVP, das Iteration überlebt.


Wie „technisches Scheitern vor PMF" wirklich aussieht

Das ist selten ein dramatischer Crash am Launch-Tag. Häufiger sieht es so aus:

  • Features werden sprintweise langsamer geliefert
  • Integrationen wirken plötzlich „unmöglich", ohne alles zu zerbrechen
  • Performance verschlechtert sich mit erster Traktion
  • Releases werden riskant, weil Tests/CI fehlen
  • Niemand weiß, was man gefahrlos ändern kann
  • Neue Engineers brauchen Wochen, um überhaupt produktiv zu werden

Das Produkt existiert – aber es kann nicht schnell genug weiterentwickelt werden, um PMF zu finden.


Der Klassiker: Erfolg entlarvt schwache Architektur

Friendster ist ein bekanntes Beispiel dafür, was passiert, wenn frühe Traktion auf eine Plattform trifft, die nicht skaliert. Retrospektiven verweisen immer wieder auf Skalierungs-/Performanceprobleme als zentralen Faktor.

Du brauchst dafür keine Millionen User. Bei den meisten MVPs reicht schon die erste echte Wachstumswelle – dann werden Architektur-Abkürzungen sichtbar.


5 technische Gründe, warum MVPs früh kollabieren

1) Keine Minimum Viable Architecture

Features werden schnell gebaut, aber ohne stabile Grenzen:

  • keine klaren Domänen-Module
  • keine API-Verträge
  • Kernlogik vermischt mit UI/Delivery

MVA heißt nicht Microservices. MVA heißt: bewusste Struktur, die sich weiterentwickeln kann.


2) Tech Debt wird zur Roadmap

Wenn jede Änderung „alles anfassen" bedeutet, wird Engineering unplanbar. Technische Schulden sind dann kein internes Thema mehr, sondern ein Business-Risiko.

Viele Organisationen berichten, dass ein erheblicher Teil von Budget und Kapazität durch Tech Debt gebunden wird – und Innovation ausbremst.


3) Over-Engineering vs. Under-Engineering

Zwei Extreme:

  • Over-Engineering: Enterprise-Komplexität, bevor das Produkt validiert ist
  • Under-Engineering: so fragil gebaut, dass Lernen/Iteration nicht möglich ist

Die Zielzone ist „just enough" Architektur, um sicher und schnell zu iterieren.


4) Keine Release-Sicherheit (Tests, CI/CD, Monitoring)

Wenn Releases Angst machen, wird weniger ausgeliefert.

Ohne:

  • automatisierte Tests
  • CI/CD
  • Logging/Monitoring
  • Rollback-Strategie

wird das System unvorhersehbar. Und Unvorhersehbarkeit tötet Experimentgeschwindigkeit – genau das, was ein MVP eigentlich ermöglichen soll.


5) Falsche Tech-Entscheidungen für die realen Constraints

Es geht nicht um „den besten Stack", sondern um Passung:

  • Hiring-Markt
  • Integrationen
  • Performance-Profil
  • GDPR-Anforderungen in Deutschland
  • Ownership im Betrieb

Ein Stack, den man nicht gut staffen oder sauber betreiben kann, wird schnell zum Wachstums-Stopper.


Die Lösung: Ein MVP, das du nicht neu bauen musst

Das Ziel ist nicht „perfekt". Das Ziel ist ein MVP, das Lernen und Wachstum überlebt.

Eine pragmatische Minimum Viable Architecture enthält typischerweise:

  • modulare Domänenstruktur (klare Boundaries)
  • stabile APIs (intern/extern)
  • Observability-Basics (Logs + Metriken + Alerts)
  • CI/CD von Tag 1 (sichere Releases)
  • Daten-Fundament (privacy-first Tracking, Events, Retention)
  • Integration-Hooks (CRM, Analytics, Payments) ohne spätere Kern-Rewrites

Das ist der Unterschied zwischen:

  • „Wir haben gelauncht" und
  • „Wir können weiter shippen, ohne neu zu bauen."

Was das für Berlin-Startups in 2025 bedeutet

Berlin ist schnell – aber viele Produkte müssen früh:

  • B2B-Integrationen liefern
  • Datenschutz sauber umsetzen
  • neue Engineers onboarden, weil Teams wachsen/wechseln

Ein MVP als Wegwerf-Prototyp ist dann oft die teuerste Entscheidung – weil genau beim ersten Momentum ein Rebuild nötig wird.


Ein MVP, das skalieren kann, ohne dass du es in 6 Monaten neu bauen musst

Wenn du ein MVP willst, das skalieren kann, ohne dass du es in 6 Monaten neu bauen musst, bieten wir MVP-Builds mit Minimum Viable Architecture, CI/CD-Setup, Analytics und integrationsbereite Fundamente.

Sieh dir an, wie wir Modelplace.ai beim Aufbau einer skalierbaren MVP-Basis geholfen haben, oder lerne von EventStripe's High-Load-Architektur.

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